Category Archives: Bildungsarbeit

Bericht Gemeinsames Wandern am 30.03.2024

Wie hier angekündigt und persönlich eingeladen, fand am Samstag, den 30.03.2024, ab 10 Uhr eine gemeinsame Wanderung in Wissen statt.

Es nahmen 18 Personen aus Siegen und Koblenz teil, die Alterspanne reichte von 1 1/2 bis 80 1/2 Jahren!

Der 8 km lange Wanderweg erwies sich stellenweise als eng und/oder schlammig, sodass manche Hindernisse gemeinsam überwunden werden mussten. Gerade das gemeinsame Ziehen und Tragen des Bollerwagens stellte sich als Teambildungsmaßnahme heraus. Nachträglich vielen Dank! Nicht weniger spannend waren die vielen unterschiedlichen Gespräche zur System- und Staatskritik, Reformen und Revolutionen, Arbeitskämpfe und Nachbarschaftsaufbauten.

Die Pausen am Wanderparkplatz des Auenlandwegs und im Schloß Schönstein werden uns lange in Erinnerung bleiben.


Wenn dich gemeinsame Ausflüge und Diskussionen interessieren, bist du gerne zur Teilnahme eingeladen. Als Mitglied kannst du gemeinsam mit uns solche Veranstaltungen planen und durchführen und dich so für das Gute Leben für alle einsetzen.

Kontaktiere uns unter: fausi(minus)kontakt(A)fau(punkt)org

Gedenken an unseren Friedrich Flender vor der Hardt

In Weidenau fand für „unseren“ Friedrich Flender vor der Hardt eine Kranzniederlegung statt. Die teilnehmenden Genossinnen und Genossen berichteten von einer angenehmen und interessanten Veranstaltung.

Sie fand am Dienstag, den 26.03.2024 von 19 bis 20 Uhr statt. Der Ort war sein Denkmal auf dem Friedrich Flender Platz. Nachbarn hatten einen kleinen Blumenkranz, eine kleine Grabkerze, eine Rede und ein paar Getränke organisiert.

Der Bitte der Organisierenden die vorgetragene Rede hier zu veröffentlichen, kommen wir gerne nach. Nachbarn haben weitere Übersetzungen eingereicht: Türkisch.

Rede

Liebe Nachbarinnen und Nachbarn,
Genossinnen und Genossen,
Freundinnen und Freunde,
liebe Anwesende,

ich freue mich sehr, dass ihr heute Abend mit mir hier seid.

Eine gute Rede besteht aus einer Begrüßung, einem Hauptteil und einem Schluss.

Um die Begrüßung abzuschließen und bevor ich auf den Hauptteil komme, erkläre ich kurz den weiteren Verlauf dieser Veranstaltung:
Nach meiner kurzen Rede zu unserem Friedrich Flender vor der Hardt wird ein Kranz niedergelegt und eine Kerze in seinem Gedenken angezündet. Nach kurzem Schweigen, lade ich euch ein, mit mir eine Kleinigkeit zu trinken und den Abend ausklingen zu lassen

Wer war Friedrich Flender vor der Hardt?

Nun, er war sicherlich einer von uns.

Am 30. März 1674 in „vor der Hardt“ geboren, grob hier in der Nähe unweit der Hüttengemeinschaft „Hardt“. Damals gab es hier keinen gewachsenen Ortsteil Weidenau, sondern sieben, eigenständige, lose vernetzte Hüttengemeinden, eine davon hieß eben „Hardt“.

Er wuchs er auf um ein Siegerländer Hammerschmied zu werden, wie sein Vater Hans Henrich Flender vor der Hardt auch einer war. Seine Mutter hieß Anna Katarina und ähnlich wie seine Mutter hieß auch seine Frau, Katarina. Katarina und Friedrich hatten drei Kinder.

Unser Friedrich war auch Anteilseigner der bergrechtlichen Gewerkschaft „Weidenauer Gewerke“. Diese Gewerkschaft bestand also aus mehreren Bergbauzechen, um vermutlich vor Allem Eisenerz abzubauen. Gemeinsam als Kumpel versuchten sie der harten Steinkruste ihre Schätze abzuringen und damit ihr Leben hier zu bestreiten.

Damals wie heute war das Leben hier nicht einfach.
Damals wie heute waren die Menschen hier Nachbarn und Freunde.
Sie halfen sich gegenseitig und feierten zusammen.

Damals wie heute war das Leben nicht ausschließlich aus Natur gegebenen Gründen hart, fordernd und schwierig.
Damals wie heute macht vor allem die herrschende Klasse den Menschen das Leben besonders schwer.

Für unseren Friedrich war es vor Allem der Aristokrat Wilhelm Hyacinth von Nassau-Siegen, Fürst zu Oranien und Nassau-Siegen. Seine despotische Herrschaft in Siegen war von Verschwendung, exorbitanter Besteuerung, Willkür und Grausamkeit geprägt.

Es kam zu Unzufriedenheit und Aufständen hier und in der Region. Dennoch erließ Wilhelm Hyacinth am 8. November 1706 ein Edikt, wonach jedem, der die neuen, exorbitanten Steuern nicht zahlen wollte, der Kopf abzuschlagen sei.

Trotz dieser unmenschlichen Drohung gingen die mutigen Aufstände gegen seine Herrschaft weiter.

Unser Friedrich kämpfte gemeinsam mit den Anderen gegen die finanziellen Belastungen. Er sah die Ursache in der Misswirtschaft des Fürsten. Es gab mehr und mehr Proteste und Steuerstreiks.

Der für Wilhelm Hyazinth schmerzhafteste Widerstand war die Verweigerung der Bürgerinnen und Bürger seine gigantischen Steuern zu bezahlen und dass unser Friedrich die zwei folgenden Dinge tat:

  • Erstens, reichte er eine schriftliche Beschwerde beim Wiener Reichshofrat ein.
  • Zweitens, reichte er eine weitere, schriftliche Beschwerde beim Chef von Wilhelm Hyazinth ein. Der Chef war Joseph I, Fürst aus dem Hause Habsburg, König von Böhmen, Ungarn und Kroatien und römisch-deutscher Kaiser. Das hatte gesessen!

Also ließ Wilhelm Hyazinth am 26. März 1707, dem heutigen Jahrestag, den mutmaßlichen Anführer der Aufständischen, unseren Friedrich, willkürlich verhaften.

Drei Tage später wurde unser Friedrich, Ehemann und Vater dreier Kinder, im Oberen Schloss von Siegen, ohne jegliche Verhandlung, hingerichtet. Ein schrecklicher Justizmord.

In der Folge diesen Mordes durch Wilhelm Hyazinth, kam es hier zu einem derartigen Volksaufstand, dass der Kaiser Joseph I. sich gezwungen sah eine kaiserliche Kommission einzusetzen.

Die Kommission tagte und führte vier wichtige Entscheidungen aus:

  • Erstens, Wilhelm Hyazinth am 20. April 1707 wurde abgesetzt und war nicht mehr Fürst hier.
  • Zweitens, wurde unser Friedrich feierlich beigesetzt.
  • Drittens, wurde die Unschuld unseres Friedrichs bestätigt und sein Ansehen wieder hergestellt.
  • Viertens, musste Wilhelm Hyazinth eine lebenslange Ehrenschuld erbringen, also eine hohe, lebenslange Rente für Friedrichs Familie, also seine Frau Katarina und ihre drei Kinder aufbringen.

Aber unser Friedrich Flender vor der Hardt, Ehemann, Vater, Kumpel, Nachbar und Freund, blieb tot.

Warum gilt unser Friedrich als eine der wichtigen Persönlichkeiten der Geschichte der Stadt Siegen?

Sicherlich ist das Organisieren eines Aufstandes im kargen, friedfertigen Siegerland eine besondere Leistung. Es wird allerdings nur vermutet, dass er der Anführer des Aufstandes war. Bestätigt sind seine oben genannten schriftlichen Beschwerden. Offensichtlich ist der Mord ohne Verhandlung eine unglaubliche menschliche Tragödie.

Reicht uns das, um ihn zur wichtigen Persönlichkeit zu machen?

Für mich ist unser Friedrich eine wichtige Persönlichkeit der Stadt Siegen, des Ortsteils Weidenaus und vor Allem unserer Nachbarschaft, weil er uns hier in seinem Gedenken zusammen kommen lässt. Gerne auch nächstes Jahr wieder.

Wenn wir nun den Kranz niederlegen und die Kerze entzünden, dann lasst uns daran denken, dass unser Friedrich nicht alleine war. Er hat mit den seinen und der Nachbarschaft gelebt, geschafft und gefeiert.

Er hat die Ungerechtigkeiten seiner Zeit erkannt und sich dafür eingesetzt, in Schrift und Tat.

Er hat sich, gemeinsam mit Anderen, so verhalten, dass die herrschende Klasse nicht mehr ungerecht regieren konnte, sondern reagieren musste.

Also, lasst uns gemeinsam leben, schaffen und feiern, so wie es unser Friedrich mit den Menschen hier damals tat.

Lasst uns gemeinsam leben, schaffen und feiern, so wie es in vielen und abervielen Jahren hier noch getan werden soll.

Friedrich Flender vor der Hardt, für dich und für die Aufständigen, legen wir nun einen Kranz nieder und entzünden dir eine Kerze.


Wenn dich Nachbarschaftsaufbau interessiert, werde Mitglied und erhalte entsprechende Informationen über Gelegenheiten im Vorfeld – und bald setzen wir gemeinsam das Gute Leben für alle in Nachbarschaften und der Gesellschaft um!

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Workshop Organizing

Aus aktuellem Anlass und im Rahmen unserer Bildungsarbeit fand heute ein Workshop zum Thema „Organizing in Betrieben“ statt. Um uns direkt in das Thema und die Aktion einzuarbeiten, bekamen wir wertvolle Hilfe von Lucy. Lucy ist eine aktive und erfahrene Organizerin und in der FAU Köln organisiert. Unter Anderem hat Lucy beim „Bornheim Streik“ mitorganisiert.

Falls du vor Neugierde zu den Inhalten von Lucys „Organizing in Betrieben“ Workshop fast platzt, es gibt inhaltliche Überschneidungen und Erklärungen im Podcast Klassenfrage. Das Organizing ist auch für Stadtteilarbeit anwendbar.

Wir danken Lucy für den spannenden und lehrreichen Tag!


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Vortrag: Gegen Patriarchat, Staat, Kolonialismus Kapitalismus – Anarchismus eine Einführung

Der Vortrag findet im VEB (Marienborner Straße 16) statt.

Das Wort Anarchie stammt aus dem Griechischen und bedeutet Herrschaftsfreiheit. Einst die stärkste sozialistische Strömung, wurde der Anarchismus von Faschismus, Staatssozialismus und staatlicher Demokratie bis zum Ende der 1930er–Jahre fast vollständig ausgelöscht. Aufgrund ihrer Beteiligung an der neuen Welle weltweiter Aufstände wird die anarchistische Bewegung nun wieder sichtbarer. Auch die Herrschenden erkennen wer soziale Bewegungen und die Kämpfenden in Aufständen gegen sie unterstützt, egal ob liberal, konservativ oder faschistisch – alle sind in ihrer Feindschaft dem Anarchismus gegenüber miteinander verbunden. Wir wollen die Gunst der Stunde nutzten, um die Frage Vieler zu beantworten was Anarchismus überhaupt ist und worin er sich von anderen Theorien und Bewegungen (vor allem der staatlichen Linken) unterscheidet?

Welches Weltbild steht hinter dem Versuch, dass Universum zu kontrollieren und beherrschen? Warum lehnen Anarchist*innen Kapitalismus und Staat ab? Was ist eigentlich das Patriarchat? Weshalb sind Herrschaft und Hierarchien die grundsätzliche Ursache vieler Probleme unserer Welt? Wollen Anarchist*innen eine andere Politik oder andere Gesellschaft(en)? Wieso sind Revolutionen, die den Staat nutzen wollen, um die Welt zu verbessern zum Scheitern verurteilt? Warum ist unsere aktuelle Lebensweise zutiefst kolonial und rassistisch? Diese und weitere Fragen sollen im Vortrag beantwortet werden.

Anschließend werden Grundprinzipien von anarchistischen Zusammenleben dargestellt und wir können gemeinsam diskutieren was für Schritte es braucht, um diese Gesellschaft zu verlassen.

Auch wer sich mit dem Anarchismus schon mal intensiver beschäftigt hat, ist herzlich eingeladen, denn der Vortrag findet aus einer für den deutschsprachigen Raum eher ungewöhnlichen Perspektive statt: Basis des Vortrages ist aktuelle anarchistische Theorie vor allem von schwarzen und indigenen Anarchist*innen. Weitere inhaltliche Einflüsse sind Ökoanarchismus, anti-zivilisatorischer Anarchismus, Solarpunk&Wildpunk, prä/postlinker Anarchismus und aufständischer Anarchismus.

Der Vortrag findet am Dienstag, den 23.05.2023 in Siegen statt. Er beginnt um 18.00 Uhr.  Ort ist bei gutem Wetter der FAU-Garten (Melanchthonstraße) oder ansonsten das VEB Siegen, Marienborner Str. 16.  Bitte schaut am Tag vorher auf Instagram oder siegen.fau.org vorbei.

8.Mai – Tag der Befreiung.

Demo am Unteren Schloss um 14 Uhr. Gemeinsam gegen die Faschisten. Das Büro des dritten Wegs dichtmachen!
Feministisch. Antifaschistisch. Gewerkschaftlich.

Hier unser gemeinsamer Aufruf zusammen mit dem Antifa Info Café und dem Intellektuellen Fotzen Club für kommenden Samstag – 14 Uhr – Unteres Schloss Siegen. Wir sind solidarisch und geben gemeinsam auf uns Acht!

Anarchosyndikalismus heute. Was macht die FAU als Gewerkschaft anders?

Wann? Sonntag der 28.03.2021 – 17:00 Uhr

Wo? Online – Zugangslink nach Anmeldung über fausi-kontakt@fau.org

Dauer? ca. 45 min.

Jede:r von uns hat die Formel „Ein Angriff auf eine:n von uns ist ein Angriff auf alle!“ schon mal gehört. Und ebenso haben wir alle schon oft die Phrase von der „Solidarität“ vernommen. Aber was könnte die wirkliche, praktische Bedeutung dieser und noch ein paar anderer bekannter sozialistischer Schlagworte aus der Arbeiter:innenbewegung sein?
Rudolf Mühland geht diesen und anderen Fragen nach und gibt dabei einen kleinen historischen Überblick über die Wurzeln des Anarcho-Syndikalismus und seine Entwicklung vom 19. bis zum 21. Jahrhundert. Dabei legt er einen Schwerpunkt auf die heutige Freie ArbeiterInnen Union (FAU-IKA) und ihre aktuelle Situation und so wichtigen Fragen wie:

* Wie sind die Menschen innerhalb der FAU organisiert?
* Welche kurzfristigen, mittelfristigen und langfristigen Ziele verfolgt die FAU?
* Wer kann mitmachen?

oder auch

* Wie steht die FAU zur Bertiebsratsfrage?
* Wie steht die FAU zu Tarifverträgen?

und viele andere Fragen mehr werden angesprochen. Nach dem Vortrag mit Präsentation bleibt Zeit die aufgeworfenen Thesen zu diskutieren und weiterführende Probleme zu erörtern.

Jeder Tag ist Frauenkampftag !

Heute ist der internationale Frauenkampftag, der 8. März.
Wir begehen diesen Tag in Solidarität mit vielen anderen feministischen Organisationen, Bündnissen und Einzelpersonen.
Anlässlich der über hundertjährigen Geschichte dieses Tages, der ein Symbol für den nicht verstummenden Kampf nach Gleichberechtigung ist, beteiligt sich auch die FAU Siegen an den vielfältigen Aktionen dieses Tages.
Gleichzeitig ist klar: Jeder Tag ist Frauenkampftag! Der Einsatz für unsere Rechte blüht nicht nur einmal im Jahr auf, sondern verteilt sich auf viele diverse Aktionen, Veranstaltungen, Streiks, Demos und Kämpfe im Alltag jeden Tag im Jahr.

Alerta Feminista!