Bericht über Demo „NRW bleib sozial“ am 14.11.2024

Das Land NRW hat einen Großteil seiner sozialen Verpflichtungen an Private, den sogenannten freien Wohlfahrtsverbänden, ausgelagert und dreht im Nachhinein die Finanzierung ab. Der Bericht überspringt das Kommentieren…

  • … der sozialen Daseinsvorsorge als ein angeblicher Existenzgrund eines Staates,
  • … dem neoliberalen Auslagern von staatlichen Dienstleistungen und
  • … den Haushalt auf Kosten der Kinder, Alten, Schwachen, Armen und Bedürftigen auszugleichen.

Eine Folge aus alledem ist, dass bei der Demo „NRW bleib sozial“ die sogenannten Wohlfahrtsverbände mehr Geld (oder weniger Kürzung) vom Land verlangen.

Warum verfolgen wir das?

Mindestens zwei Ebenen interessieren uns: Die direkte Betroffenheit (Arbeitsplatz, KiTa-Platz, in Anspruch genommene Beratung) und die Entwicklung im Gesamtgefüge (Zusammenhalt, gebrochene Versprechen, Machtgefüge).

Ein paar Beobachtungen zum Gesamtgefüge

Wenn die sogenannten Wohlfahrtsverbände eine Demo organisieren, dann tun das Arbeitgeber wie AWO, DRK und Parität. Dazu kommen noch religiöse Arbeitgeber wie Caritas, Diakonie und jüdische Landesverbände. Diese haben teilweise ihr eigenes und kleineres Arbeitsrecht. Können die überhaupt Widerstand organisieren?

Unsere persönliche Beobachtungen auf der Demo legen ein „Nein“ Nahe – wir haben allerdings auch nicht alle Aspekte betrachte:

  • Die von uns angesprochenen Demonstrierenden schienen sich an Jahrzehnte lange Ungerechtigkeit gewöhnt zu haben, die Wut ist raus. Es scheint so, als ob 30.000 Personen und diese Lobbyverbände keinen Einfluss auf die gewählten Volksvertreter nehmen können. 2023 so erfolglos als auch dieses Jahr.
  • Die Demo-Organisation erwartete relativ früh, also Wochen im Voraus, circa 30.000 Teilnehmende: Wir zählten 20 Dixi-Klos.
  • Fehlender Zusammenhalt: Der Umzug durch die Stadt wurde abgesagt und die Kundgebung auf die andere Seite des Flusses verlagert, also weit weg vom Parlament – aus angeblichen Sicherheitsgründen. Ein selbstorganisiertes, gemeinsames Spazieren fand nicht statt. Es gab auch keine Gesänge, keine Sprechchöre, keine Choreographien, nur Wasserfall artiger Vortrag von der Bühne an die Demonstrierenden.
  • Teile und herrsche: Die verschiedenen Verbände hatten verschiedene T-Shirts, nochmal aufgeteilt nach Bezirken und Orten. Es gab kein Interesse an Klassenbewusstsein. Die allgemeine Systemkritik wurde in Wut ausgesprochen, aber bei der Nachfrage, was Hoffnung gibt und was die nächste konkrete Aktion sei, kam nur Resignation.

Ein paar Beobachtungen zur direkten Betroffenheit

Im Bereich KiTa gab es keine Organisierung des Zusammenhaltes von Elternschaft und Erzieher:innen. Aus unserer sehr kleinen Stichprobe: Die meisten Erzieher:innen vor Ort sind unbefristet angestellt, die Befristeten scheinen eher nicht teilgenommen zu haben.

Die politische Bildung scheint weniger ausgeprägt zu sein: Auf den Ruf „Streik in der Kita! Streik in der Fabrik! Das ist unsere Antwort auf eure Politik!“ reagierte eine Person mit „Nieder mit den Randalierern!“

Das Rufen von „Wer schließt unsere KiTas zu? Die verkackte CDU! Wer ist mit dabei? Die grüne Partei!“ führt zur Anmerkung, dass „verkackt“ eine harte Wortwahl sei. Wie man denn das Herbeiführen massenweises menschlichen Elends durch Streichen der Fürsorge nennen solle? Keine Antwort.

Die MLPD fragte uns, ob wir ihr Unterstützerunterschriften für die nächste Wahl leisten wollten, worauf wir ihnen (alle beiden) eine klare Absage erteilten, Lektion aus der Geschichte inklusive.

Und die FAU so?

Bei der letzten Demonstration „NRW bleib sozial“ am 19.10.2023 ist uns die Teilnahme eines FAU Siegen Mitglieds und zwei Kinder bekannt. Dieses Jahr waren es zwei FAU Siegen Mitglieder mit 2 Kindern und 1 Gast, 1 FAU Mitglied aus Duisburg und 2 FAU Mitglieder aus Köln. Gemeinsam konnten wir im Vorfeld organisieren, die Demo beobachten und folgende Schritte für den lokalen Arbeitskampf besprechen. Ein paar Werkzeuge für Vernetzung und Austausch sind erfolgreich getestet worden.

Wir organisieren uns in Betriebsgruppen und helfen Betriebsgruppen beim Aufbau. Die Demo hat uns gezeigt, dass wir bis zur nächsten Tarifverhandlung mehr aufbauen müssen, dass die Idee des Streikes bei den Erzieher:innen etabliert werden muss. Die Unterstützung dazu durch Elternschaft kann ebenso mit aufgebaut werden. Wenn die bestehende, gewerkschaftlichen Organisation zu schwach ist, dann ist die Gründung von freien Betriebsgruppen, die sich freien Gewerkschaften, wie der FAU, anschließt und durch sie Unterstützung erfährt notwendig. Was 30.000 Demonstrierende nicht können, kann eine freie Betriebsgruppe aus drei Personen: Durch Agitation und Streikvorhaben bessere Arbeitsbedingungen erkämpfen.

In Siegen kannst du dir Organizing am Einfachsten hier aneignen : https://siegen.fau.org/fau-siegen-organizerin-werden/

Bericht über Kibule bei Rabauki (15./16.08.2024)

Es gibt persönlichen Kontakt zwischen Kibule und Rabauki via unserer FAU. Bei einer VV entstand die Idee, Kibule im Rahmen des Rabauki Sommercamps stattfinden zu lassen und am 15. und 16.08.2024 wurden von 12:15 bis 13:15 Kibule-Kinderbücher vorgelesen.

Die Kibule-Person berichtet: „Ich hatte nicht erwartet, dass jeweils ein grobes Dutzend Rabauki-Kinder vom Hüttenbauen und Schmieden doch auch Interesse an einer Pause und Bücher haben. Es fand draußen unter einem Sonnensegel auf der Wiese statt. Die mitgebrachten Bücher wurden den Interessierten zur Wahl gestellt mit den Worten „Das was euch gefällt, das lese ich euch vor. Oder ihr findet jemand anderes, der es euch vor liest“. Ich bin auch erstaunt, wie gut wir uns verstanden haben, wie wir zusammen hockten, um die Bilder besser sehen zu können und wie gebannt wir den Geschichten gelauscht haben. Mit Abstand meine beste Mittagspause seit ever. Ich freue mich schon auf das nächste Mal!“

Bericht zum Workspace 24_08 im FAU Garten

Heute stand die Mitgliederstruktur und das Thema Organizing im Mittelpunkt. Außerdem wurden über die letzten Ereignisse von Kibule berichtet. Nebenbei: Es gab starken, schwarzen Kaffee. Im Garten wurden Brombeeren gepflückt und/oder zurückgeschnitten.


Ein Workspace ist ein internes Arbeitstreffen. Es ist ein bisschen eine interne Aufgabenverwaltung, Ergebnisvorstellung und Verteilen auf mehreren Schultern.

Neue Genoss:innen werden herzlich willkommen geheißen und das „Was?“ und „Wie?“ des Allgemeinen Syndikat Siegen und die FAU kurz vorgestellt, ebenso aktuelle Projekte, Möglichkeiten des Mitmachens, Kommunikations- und Koordinationsstruktur. Die regionale und internationale Vernetzung mit anderen Syndikaten, Treffen, Festivals und ob und wie wir sie gemeinsam besuchen wollen.

Die Mandatierten stellen den Zustand ihrer aktuellen Aufgaben dar und alle Anwesenden besprechen kurz, welche Themen sie an diesem Tag gemeinsam oder in kleineren Gruppen weiter voran treiben wollen.

Wie üblich nehmen alle etwas mehr zu Essen und Trinken mit.

Wenn wir im Garten workspacen, dann lassen wir den Tag dort auch in Ruhe ausklingen.

Bericht zum Workspace 24_07 im FAU Garten

Heute standen Struktur- und Gartenarbeit im Mittelpunkt. Es wurde auch viel gesnackt.


Ein Workspace ist ein internes Arbeitstreffen. Es ist ein bisschen eine interne Aufgabenverwaltung, Ergebnisvorstellung und Verteilen auf mehreren Schultern.

Neue Genoss:innen werden herzlich willkommen geheißen und das „Was?“ und „Wie?“ des Allgemeinen Syndikat Siegen und die FAU kurz vorgestellt, ebenso aktuelle Projekte, Möglichkeiten des Mitmachens, Kommunikations- und Koordinationsstruktur. Die regionale und internationale Vernetzung mit anderen Syndikaten, Treffen, Festivals und ob und wie wir sie gemeinsam besuchen wollen.

Die Mandatierten stellen den Zustand ihrer aktuellen Aufgaben dar und alle Anwesenden besprechen kurz, welche Themen sie an diesem Tag gemeinsam oder in kleineren Gruppen weiter voran treiben wollen.

Wie üblich nehmen alle etwas mehr zu Essen und Trinken mit.

Wenn wir im Garten workspacen, dann lassen wir den Tag dort auch in Ruhe ausklingen.

Jane McAlevey ist verstorben

Leider ist Jane am Sonntag, den 7. Juli im Alter von nur 59 Jahren nach einem langen Kampf gegen ihre unheilbare Krebserkrankung gestorben.

Jane ist uns, der FAU Siegen, gut bekannt, von ihr lernten wir die theoretische Grundlage des Organizings und profitierten von ihren vielen Erfahrungen für die Durchführung des Arbeitskampfes in den Betrieben, Schulen, Nachbarschaften und einfach überall. Wir sind voller Trauer und dennoch dankbar für ihre Methoden des Organizings, die wir in unseren Alltag übernehmen und in denen wir uns gegenseitig weiter ausbilden.

Janes Ziel des „Deep Organizings“ ist der Aufbau betrieblicher, gewerkschaftlicher Mehrheiten. Wir Arbeiter:innen, Schüler:innen und Nachbar:innen verschaffen uns dabei klare, oft lebensverändernde Forderungen und bestimmen und gestalten jeden Schritt der darauf folgenden Auseinandersetzungen.

Zentrales Mittel sind die „1:1-Gespräche“, mit denen wir Kolleg:innen gewinnen, das Finden der „Organic Leaders“ und das Durchführen von „Stärketests“. So bauen wir kollektive Handlungsfähigkeit aus unserer Basis heraus auf. Organisiert nutzen wir strategische Zeitfenster, in denen es hohe gesellschaftliche Aufmerksamkeit gibt, um in großer Mehrheit zu streiken, unsere selbstorganisatorische Macht zu entfalten und die Gegenseite in eine Krise zu stürzen. In den anschließenden Verhandlungen bleiben wir engagiert, stellen unsere Forderungen selber auf und bringen uns weiterhin ein.

Jane lässt uns in ihren Büchern an ihrer praktischen Erfahrung, bewährten Methoden und geistigen Überbau teilhaben. Vor Allem aus diesen Büchern kennen wir sie in der FAU Siegen.

Janes Arbeit wird ihren Tod überdauern. Die vielen Organizer:innen, die sie selber ausgebildet hat und die sich durch ihre Werke ausbilden, werden ihre Methoden weitertragen und ihre Arbeit fortführen. Wir alle werden dazu beitragen, die Gewerkschafts- und Arbeiter:innenbewegung und irgendwann auch die ganze Welt zu transformieren.

Nach einem Moment des Gedenkens stellen wir hier abschließend weiterführende Verweise zu Janes Arbeit vor.


Einladung zur Vollversammlung am 30.06.2024

Liebe Syndikatsmitglieder, Sympathisant*innen und Interessierte,

das Allgemeine Syndikat Siegen lädt zur gemeinsamen Vollversammlung ein und alle sind herzlich willkommen. Aber was ist die Vollversammlung?

Die Vollversammlung ist das zentrale Entscheidungsgremium der FAU. Hier können alle Mitglieder und Interessierte anwesend sein. Alle Anwesenden haben ein Rederecht und alle Mitglieder haben ein zusätzliches Antrags- und Stimmrecht. Mandatsträger*innen können auf einer Vollversammlung über Ihre Aufgaben befragt werden, um stets eine möglichst hohe Transparenz zu gewährleisten. Eine vorläufige Tagesordnung ist dieser Einladung beigefügt. Darüber hinaus ist die Vollversammlung auch ein soziales Event. Die Mitglieder haben die Möglichkeit, noch einmal mit allen zusammenzukommen. Interessierte haben die Chance, offene Fragen zu klären und uns ganz unverbindlich kennenzulernen.

Die kommende Vollversammlung findet am 30.06.2024 im VEB Siegen (Marienborner Straße 16, 57072 Siegen) statt. Beginn ist um 13:00 Uhr. Bitte seid solidarisch und kommt pünktlich.

Vorläufige Tagesordnung

TopThema
1Begrüßung
2Neubesetzung Orga-Sekretariat
31. Mai 2024/25
4Kommunikation im ASy
5Antrag: KiBuLe 350€ Vorfinanzierung
6Sonstiges

Gartentreffen am 08.05.2024 18 Uhr

Die FAU Siegen lädt alle Interessierte, Sympis, Freund:innen und Genoss:innen zu einem gemeinschaftlichen Gartenabend am 8. Mai 2024 um 18 Uhr ein.

An dem Abend wollen wir uns gemütlich Kennenlernen, Grillen und auf die Befreiung vom Nationalsozialismus anstoßen. Wie gewohnt tauschen wir uns auch über unsere Arbeitsbedingungen, Gewerkschaftsarbeit und den Weg der sozialen Revoltion aus.

Du bist interessiert? Dann komm’ gerne vorbei – Wir freuen uns auf dich! 🌻

Den FAU Garten erreicht man gut, indem man vom Lidl der Frankfurter Straße aus die Melanchthonstraße hochläuft und dann den Weg in den Wald folgt. Eine kleine Bildersammlung aus dem Garten gibt es hier.


Wenn dich gemeinsame Ausflüge und Diskussionen interessieren, bist du gerne zur Teilnahme eingeladen. Als Mitglied kannst du gemeinsam mit uns solche Veranstaltungen planen und durchführen und dich so für das Gute Leben für alle einsetzen.

Kontaktiere uns unter: fausi(minus)kontakt(A)fau(punkt)org

Infostand am 01.05.2024 am Kornmarkt

Besuche uns und unseren Infostand Am Kornmarkt, 57072 Siegen, am Donnerstag, den 01.05.2024 von 10 bis 17 Uhr.

Gegen jeden Totalitarismus! Nein zum Krieg! Ja zur Revolution!

Insta: SiegenFau
E-Mail: fausi-kontakt@fausi.org
Anschrift: Freie Arbeiter*innen Union Allgemeines Syndikat Siegen, Postfach 210119, 57025 Siegen


Wenn dich Gewerkschaftsarbeit, Syndikatsarbeit und Anarchosyndikalismus interessieren, bist du gerne zum Austausch eingeladen. Als Mitglied kannst du gemeinsam mit uns entsprechend Veranstaltungen planen, durchführen und dich so für das Gute Leben für alle einsetzen.

Kontaktiere uns unter: fausi(minus)kontakt(A)fau(punkt)org

Gemeinsames Wandern am 30.03.2024

Wie hier angekündigt und persönlich eingeladen, fand am Samstag, den 30.03.2024, ab 10 Uhr eine gemeinsame Wanderung in Wissen statt.

Es nahmen 18 Personen aus Siegen und Koblenz teil, die Alterspanne reichte von 1 1/2 bis 80 1/2 Jahren!

Der 8 km lange Wanderweg erwies sich stellenweise als eng und/oder schlammig, sodass manche Hindernisse gemeinsam überwunden werden mussten. Gerade das gemeinsame Ziehen und Tragen des Bollerwagens stellte sich als Teambildungsmaßnahme heraus. Nachträglich vielen Dank! Nicht weniger spannend waren die vielen unterschiedlichen Gespräche zur System- und Staatskritik, Reformen und Revolutionen, Arbeitskämpfe und Nachbarschaftsaufbauten.

Die Pausen am Wanderparkplatz des Auenlandwegs und im Schloß Schönstein werden uns lange in Erinnerung bleiben.


Wenn dich gemeinsame Ausflüge und Diskussionen interessieren, bist du gerne zur Teilnahme eingeladen. Als Mitglied kannst du gemeinsam mit uns solche Veranstaltungen planen und durchführen und dich so für das Gute Leben für alle einsetzen.

Kontaktiere uns unter: fausi(minus)kontakt(A)fau(punkt)org

Gedenken an unseren Friedrich Flender vor der Hardt

In Weidenau fand für „unseren“ Friedrich Flender vor der Hardt eine Kranzniederlegung statt. Die teilnehmenden Genossinnen und Genossen berichteten von einer angenehmen und interessanten Veranstaltung.

Sie fand am Dienstag, den 26.03.2024 von 19 bis 20 Uhr statt. Der Ort war sein Denkmal auf dem Friedrich Flender Platz. Nachbarn hatten einen kleinen Blumenkranz, eine kleine Grabkerze, eine Rede und ein paar Getränke organisiert.

Der Bitte der Organisierenden die vorgetragene Rede hier zu veröffentlichen, kommen wir gerne nach. Nachbarn haben weitere Übersetzungen eingereicht: Türkisch.

Rede

Liebe Nachbarinnen und Nachbarn,
Genossinnen und Genossen,
Freundinnen und Freunde,
liebe Anwesende,

ich freue mich sehr, dass ihr heute Abend mit mir hier seid.

Eine gute Rede besteht aus einer Begrüßung, einem Hauptteil und einem Schluss.

Um die Begrüßung abzuschließen und bevor ich auf den Hauptteil komme, erkläre ich kurz den weiteren Verlauf dieser Veranstaltung:
Nach meiner kurzen Rede zu unserem Friedrich Flender vor der Hardt wird ein Kranz niedergelegt und eine Kerze in seinem Gedenken angezündet. Nach kurzem Schweigen, lade ich euch ein, mit mir eine Kleinigkeit zu trinken und den Abend ausklingen zu lassen

Wer war Friedrich Flender vor der Hardt?

Nun, er war sicherlich einer von uns.

Am 30. März 1674 in „vor der Hardt“ geboren, grob hier in der Nähe unweit der Hüttengemeinschaft „Hardt“. Damals gab es hier keinen gewachsenen Ortsteil Weidenau, sondern sieben, eigenständige, lose vernetzte Hüttengemeinden, eine davon hieß eben „Hardt“.

Er wuchs er auf um ein Siegerländer Hammerschmied zu werden, wie sein Vater Hans Henrich Flender vor der Hardt auch einer war. Seine Mutter hieß Anna Katarina und ähnlich wie seine Mutter hieß auch seine Frau, Katarina. Katarina und Friedrich hatten drei Kinder.

Unser Friedrich war auch Anteilseigner der bergrechtlichen Gewerkschaft „Weidenauer Gewerke“. Diese Gewerkschaft bestand also aus mehreren Bergbauzechen, um vermutlich vor Allem Eisenerz abzubauen. Gemeinsam als Kumpel versuchten sie der harten Steinkruste ihre Schätze abzuringen und damit ihr Leben hier zu bestreiten.

Damals wie heute war das Leben hier nicht einfach.
Damals wie heute waren die Menschen hier Nachbarn und Freunde.
Sie halfen sich gegenseitig und feierten zusammen.

Damals wie heute war das Leben nicht ausschließlich aus Natur gegebenen Gründen hart, fordernd und schwierig.
Damals wie heute macht vor allem die herrschende Klasse den Menschen das Leben besonders schwer.

Für unseren Friedrich war es vor Allem der Aristokrat Wilhelm Hyacinth von Nassau-Siegen, Fürst zu Oranien und Nassau-Siegen. Seine despotische Herrschaft in Siegen war von Verschwendung, exorbitanter Besteuerung, Willkür und Grausamkeit geprägt.

Es kam zu Unzufriedenheit und Aufständen hier und in der Region. Dennoch erließ Wilhelm Hyacinth am 8. November 1706 ein Edikt, wonach jedem, der die neuen, exorbitanten Steuern nicht zahlen wollte, der Kopf abzuschlagen sei.

Trotz dieser unmenschlichen Drohung gingen die mutigen Aufstände gegen seine Herrschaft weiter.

Unser Friedrich kämpfte gemeinsam mit den Anderen gegen die finanziellen Belastungen. Er sah die Ursache in der Misswirtschaft des Fürsten. Es gab mehr und mehr Proteste und Steuerstreiks.

Der für Wilhelm Hyazinth schmerzhafteste Widerstand war die Verweigerung der Bürgerinnen und Bürger seine gigantischen Steuern zu bezahlen und dass unser Friedrich die zwei folgenden Dinge tat:

  • Erstens, reichte er eine schriftliche Beschwerde beim Wiener Reichshofrat ein.
  • Zweitens, reichte er eine weitere, schriftliche Beschwerde beim Chef von Wilhelm Hyazinth ein. Der Chef war Joseph I, Fürst aus dem Hause Habsburg, König von Böhmen, Ungarn und Kroatien und römisch-deutscher Kaiser. Das hatte gesessen!

Also ließ Wilhelm Hyazinth am 26. März 1707, dem heutigen Jahrestag, den mutmaßlichen Anführer der Aufständischen, unseren Friedrich, willkürlich verhaften.

Drei Tage später wurde unser Friedrich, Ehemann und Vater dreier Kinder, im Oberen Schloss von Siegen, ohne jegliche Verhandlung, hingerichtet. Ein schrecklicher Justizmord.

In der Folge diesen Mordes durch Wilhelm Hyazinth, kam es hier zu einem derartigen Volksaufstand, dass der Kaiser Joseph I. sich gezwungen sah eine kaiserliche Kommission einzusetzen.

Die Kommission tagte und führte vier wichtige Entscheidungen aus:

  • Erstens, Wilhelm Hyazinth am 20. April 1707 wurde abgesetzt und war nicht mehr Fürst hier.
  • Zweitens, wurde unser Friedrich feierlich beigesetzt.
  • Drittens, wurde die Unschuld unseres Friedrichs bestätigt und sein Ansehen wieder hergestellt.
  • Viertens, musste Wilhelm Hyazinth eine lebenslange Ehrenschuld erbringen, also eine hohe, lebenslange Rente für Friedrichs Familie, also seine Frau Katarina und ihre drei Kinder aufbringen.

Aber unser Friedrich Flender vor der Hardt, Ehemann, Vater, Kumpel, Nachbar und Freund, blieb tot.

Warum gilt unser Friedrich als eine der wichtigen Persönlichkeiten der Geschichte der Stadt Siegen?

Sicherlich ist das Organisieren eines Aufstandes im kargen, friedfertigen Siegerland eine besondere Leistung. Es wird allerdings nur vermutet, dass er der Anführer des Aufstandes war. Bestätigt sind seine oben genannten schriftlichen Beschwerden. Offensichtlich ist der Mord ohne Verhandlung eine unglaubliche menschliche Tragödie.

Reicht uns das, um ihn zur wichtigen Persönlichkeit zu machen?

Für mich ist unser Friedrich eine wichtige Persönlichkeit der Stadt Siegen, des Ortsteils Weidenaus und vor Allem unserer Nachbarschaft, weil er uns hier in seinem Gedenken zusammen kommen lässt. Gerne auch nächstes Jahr wieder.

Wenn wir nun den Kranz niederlegen und die Kerze entzünden, dann lasst uns daran denken, dass unser Friedrich nicht alleine war. Er hat mit den seinen und der Nachbarschaft gelebt, geschafft und gefeiert.

Er hat die Ungerechtigkeiten seiner Zeit erkannt und sich dafür eingesetzt, in Schrift und Tat.

Er hat sich, gemeinsam mit Anderen, so verhalten, dass die herrschende Klasse nicht mehr ungerecht regieren konnte, sondern reagieren musste.

Also, lasst uns gemeinsam leben, schaffen und feiern, so wie es unser Friedrich mit den Menschen hier damals tat.

Lasst uns gemeinsam leben, schaffen und feiern, so wie es in vielen und abervielen Jahren hier noch getan werden soll.

Friedrich Flender vor der Hardt, für dich und für die Aufständigen, legen wir nun einen Kranz nieder und entzünden dir eine Kerze.


Wenn dich Nachbarschaftsaufbau interessiert, werde Mitglied und erhalte entsprechende Informationen über Gelegenheiten im Vorfeld – und bald setzen wir gemeinsam das Gute Leben für alle in Nachbarschaften und der Gesellschaft um!

Kontaktiere uns unter: fausi(minus)kontakt(A)fau(punkt)org