Auch dieses Jahr organisiert der Intellektuelle Fotzenclub die feministischen Aktionswochen. Wir bedanken uns bei allen Personen, die diese Wochen ermöglichen und unterstützen.
Dieses Jahr fand auch wieder das KiBuLe in diesem Rahmen mit feministischen Kindergeschichten statt. Ebenso gab es eine Rede von der FAU Siegen.
Kein Gott! Kein Staat! Kein Patriarchat!
Rede für die Demo des Intellektuellen Fotzenclub am 08.03.2025
Nennt mich Fabian Zwei, ich halte jetzt eine kurze Rede für unsere „Freie Arbeiter:innen Union“, kurz „FAU.“ Danke an Christiane und Lena für ihre Hilfe, die Rede vorzubereiten. Zuerst stelle ich euch einen berühmten Demospruch vor, den ihr sicherlich alle kennt. Im Hauptteil gehe ich auf den Demospruch ein. Spoiler: Es geht um Patriarchat und Reproduktionsarbeit. Als Schluss und Ausblick spreche ich über die „Organisierte Männlichkeitskritik“, kurz „OMK“.
Einleitung
Wer kennt diesen Demospruch?: „Kein Gott, kein Staat, kein Patriarchat!“
„Kein Gott, kein Staat, kein Patriarchat!“ ist ein Klassiker für Anarchistinnen und Anarchisten.
„Kein Gott, kein Staat, kein Patriarchat“ ist mein Lieblingsspruch.
Hauptteil
Patriarchat
Warum kommt „Patriarchat“ zum Schluss? Das ist mein einziger Kritikpunkt.
Wir haben keine Angst vor Sexisten!
Ich folge da den Erkenntnissen der kurdischen Frauenbewegung. Und die kurdische Frauenbewegung stellt fest: Das Patriarchat ist die Wurzel allen Übels. Erst nachdem die Gesellschaft es schändlicher Weise für moralisch in Ordnung fand, die Frau zu unterdrücken, erst dann war die Gesellschaft bereit für weitere unmoralische Schandtaten, Ausbeuteung, Ekelhaftes und Gesellschaftsformen der Unterdrückung.
Wir haben keine Angst vor Sexisten!
Drei Beispiele für patriarchales Übel:
- Ein angeblich allmächtiger und männlicher Gott (eigener Zwischenruf: Pfui!)
- Ein autoritärer, gesichtsloser Staat, der privates Eigentum und Sicherung finanzieller Ungleichheit über das Wohl aller und das gute Leben für alle stellt (eigener Zwischenruf: Pfui!!)
- Ein unterdrückender Kapitalismus, eine Knochenmaschine, der die Umwelt frisst, der die Menschen frisst, der unsere Kinder frisst (eigener Zwischenruf: Pfui!!)
Wir haben keine Angst vor Sexisten!
In dem wir uns vorschreiben lassen, was eine Frau ist und wie sie zu leben hat, beugen wir uns patriarchalem Übel. Wollen wir das? (eigener Zwischenruf: Nein!)
In dem wir uns vorschreiben lassen, was ein Mann ist und wie er zu leben hat, beugen wir uns patriarchalem Übel. Wollen wir das? (eigener Zwischenruf: Nein!)
In dem wir uns vorschreiben lassen, das es nur diese beiden Geschlechter gibt, beugen wir uns dem patriarchalem Übel. Wollen wir das? (eigener Zwischenruf: Nein!)
Wir haben keine Angst vor Sexisten!
Die Befreiung der Frau bedeutet auch die Befreiung des Mannes von seinem toxischen Verhalten. Es bedeutet die Befreiung aller Geschlechter.
Wir haben keine Angst vor Sexisten!
Wir, die „Freie Arbeiter:innen Union“, kurz „FAU“, wir sind nicht eine Gewerkschaft, die ihren Kampf nur auf den Arbeitsplatz beschränkt.
Wir sind Syndikalistinnen und Syndikalisten und unsere Kämpfe kennen viele Orte. Neben dem Arbeitsplatz auch den Ort der Reproduktionsarbeit. Auf Reproduktionsarbeit gehe ich gleich gesondert ein.
Wir sind Anarchosyndikalistinnen und Anarchosyndikalisten, weil wir für unsere Kämpfe und unsere Gesellschaft die freiheitliche Organisierungsform von unten nach oben, die Selbstverwaltung, die Ordnung des Anarchismus wählen. „Kein Gott! kein Staat!“
Wir sind Anarch_A_syndikalistinnen und Anarch_A_syndikalisten, weil es keinen Weg zur freie Gesellschaft gibt ohne die befreite Frau und ohne die befreiten Geschlechter. „Kein Gott! Kein Staat! Kein Patriarchat!“
Wir haben keine Angst vor Sexisten!
Reproduktionsarbeit
Zur Reproduktionsarbeit: Warum liegt in 2025 die Reproduktionsarbeit immer noch zu großen Teilen bei der Frau? Wieso muss sie die meiste Mentalload tragen, von Geburtstagsterminen erinnern bis Wäsche aufhängen? Alle wollen die Welt verbessern, aber keiner hilft Mama beim Spülen.
Warum ist das so? Das ist doch Scheiße!
Würde sich das ändern, wenn Frauen das selbe bezahlt bekämen, wie die Männer?
Warum ist das so? Das ist doch Scheiße!
Mehr Frauen sind von Altersarmut betroffen als Männer.
Warum ist das so? Das ist doch Scheiße!
Kurz zur Kinderbetreuung: Wenn sich liebende Eltern beide arbeiten und ihre Urlaubstage zusammen legen, dann kommen sie vielleicht auf 60, vielleicht auf 70 Tage. Die Schulferien ihrer Kinder im Jahr sind bereits 60 Tage, 70 mit den beweglichen Feiertagen. Da lieben sich also zwei Menschen und wollen Kinder und dann ist die Arbeitswelt so gestellt, dass Eltern allen Urlaub aufbrauchen, für die Ferien ihrer Kinder, aber nicht füreinander. Wie soll denn da die Liebe fortbestehen?
Warum ist das so? Das ist doch Scheiße!
Alles scheiße!
Schlussteil
Schlussendlich ist es auch Scheiße, dass ich, ein cis-Mann, hier auf der Bühne stehe.
Wir haben keine Angst vor Sexisten!
Wir, die Freie Arbeiter:innne Union, kurz FAU,…
Wir sind Anarchistinnnen und Anarchisten, die lieber etwas tun als gar nichts tun. Zu versuchen, das Leben nach der Revolution schon heute im Alltag zu verankern, das ist Direkte Aktion.
Wir sind Anarchosyndikalistinnen und Anarchosyndikalisten, die lieber das Falsche tun und daraus lernen, als gar nichts tun.
Wir sind Anarchasyndikalistinnen und Anarchasyndikalisten, und mit etwas tun meinen wir gemeinsam einen Plan schmieden, eingestehen, wo wir nicht weiter kommen und um Hilfe bitten. Natürlich auch Austauschen und Nachdenken. Verbesserungen umzusetzen, wo sie notwendig sind.
Wir haben keine Angst vor Sexisten!
Cis-Männer, wie ich, wir müssen unsere Verhaltensart und unsere Sprechart untersuchen und verändern, damit wir Anderen nicht auf den Sack gehen oder ihnen noch Schlimmeres antun.
Cis-Männer, wie ich, wir müssen ganz bestimmt keine weitere FLINTA-Gruppen aufmachen, die wiederum weitere Schutzräume für FLINTA-Personen aufbauen.
Cis-Männer, wie ich, wir sollen stattdessen dafür Sorge tragen, dass in den eigenen Betrieben und Nachbarschaften respektvoll und friedfertig mit allen Menschen umgegangen wird.
Wir haben keine Angst vor Sexisten!
Mit diesem Vorgehen in der Hand und dem Ziel vor Augen „Kein Gott! Kein Staat! Kein Patriarchat!“ sind bereits „Organisierte Männlichkeitskritik“ Gruppen, kurz OMKs, entstanden.
Cis-Männer können verinnerlichte sexistische Kackscheiße nicht alleine überwinden. Sie brauchen den Austausch, das Nachdenken und die Korrektur auch in einer profeministischen OMK-Gruppe.
OMK-Gruppen können nicht einfach entscheiden, dass sie etwas fertig überwunden haben, sie müssen Offenheit und Rechenschaft über ihre Methoden und Arbeitsergebnisse vor FLINTA-Gruppen ablegen.
Diese Strukturen müssen stetig, organisiert, sichtbar und ansprechbar sein. Der nächste Übergriff der schäbigen rape culture kommt bestimmt. Und dann heißt es, nicht das Rad neu erfinden, sondern Betroffenensolidarität leben und handeln.
Wir haben keine Angst vor Sexisten!
Cis-Männer, wie ich, wie fühlt es sich an, vor dem besten Freund zu stehen und ihm zu sagen, dass sein Verhalten echt mies war und das unsere Freundschaft verloren ist, wenn er nicht sofort mit seiner intensiven Täterarbeit anfängt?
Wir haben keine Angst vor Sexisten!
Cis-Männer, wie ich, wie fühlt es sich an, vom Vater, vom Bruder, vom besten Freund unter Tränen in die Arme genommen zu werden, um uns anzuhören, und zu spüren, dass unser eigenes Verhalten absolut massiv für den Arsch war? Dass sich diese, uns liebende Menschen sich, enttäuscht und in Ekel, von uns abwenden werden, wenn wir nicht sofort anfangen nachzudenken und intensiv an unserem Verhalten zu arbeiten?
Wir haben keine Angst vor Sexisten!
Vielen Dank!
„Kein Gott, kein Staat, kein Patriarchat!“